Über die „Piwi Weine aus Laatsch und Marienberg“; dem Herrgott ein Stückchen näher!

Über die „Piwi Weine aus Laatsch und Marienberg“; dem Herrgott ein Stückchen näher! Text bereitgestellt von: Albin Thöni, Sommelier, Genussbotschafter und Klosterschüler von Marienberg in den Jahren 1960 bis 1965 Exotische Weine, von einem Flamen im Vinschgau gekeltert, verarbeitet und abgefüllt. Wie aus einem treuen Südtirol-Urlauber aus Belgien ein Ober-Vinschger Weinbauer wurde. Der passionierte Bergsteiger Frans Van den Dries, ein Flame aus Antwerpen in Belgien, verbrachte seit Jahrzehnten seine Ferien bei Klettertouren im Reich der Dolomiten, bis die Familie auch die landschaftlichen Reize und die Eisgletscher der Königswand im Ortler-Massiv entdeckte. Im Jahre 2002 beschlossen Frans und seine Frau Frida das Calvenschlössl am westlichen Rande vom Dorf Laatsch (Lootsch) bei Mals als festen Wohnsitz zu kaufen. Das Anwesen befindet sich unter einem malerischen, schroffen Felsen, auf 1.000 Meter Meereshöhe. Es ist ein magischer Ort, von wo aus man weit über die Malser Heide, zum 7 türmigen Mals und dem Städtchen Glurns blicken kann, aber auch in das Münstertal, in Richtung Schweiz. Für einen Garten zum Anbau von Gemüse war der Boden rund um das Schlösschen zu karg und zu steil und so beschließt Frans Van den Dries im Jahre 2005, aus einer frommen Laune heraus, einen Weinberg anzulegen, gemäß dem ersten Buch der Bibel, wo geschrieben steht, dass Noah nach der Sintflut einen Weinberg angelegt und sich fortan dem Weinbau gewidmet hat! Biologische Sorten, also Einkreuzungen von widerstandsfähigen Vitis Arten, die möglichst wenig oder keine Pflanzenschutzmittel, je nach Witterungsbedingungen, zur Pflege benötigen, waren und sind für den naturverbundenen Flamen die Voraussetzung, um als Winzer einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Denn er war in seiner Heimatstadt Antwerpen Teilhaber einer Reederei, die Schiffe belud und entlud und dabei hatte Frans van den Dries besonders viel mit Produkten aus der Chemieindustrie zu tun. Als zukünftiger Weinbauer ließ er sich von der Versuchsanstalt Laimburg beraten, welche resistenten PIWI - Rebsorten er in dieser kargen und steilen Lage und auf dieser Höhe anbauen könnte. Es wurde ihm die Rebsorte Solaris zum Anpflanzen empfohlen, denn sie gilt als sehr robust, mit einer späten Blüte und einer frühen Reifung. So setzte Frans ab 2005 die ersten Solaris- Reben unter schwerstem Kraftaufwand, mit Pickel und Schaufel, auf dem felsigen Gneis-Gestein oberhalb und neben seinem Calvenschlössl. Die Arbeit war mit Erfolg gekrönt und Jahr für Jahr pflanzte er weitere Rebstöcke auf insgesamt 1 Hektar Grund. Wein herzustellen war eigentlich im früheren Leben des Frans Van den Dries, als er noch am Hafen von Antwerpen als Reeder seine Schiffe dirigierte, niemals die Absicht, sondern ein purer Zufall; wie das Leben halt so spielt. Frans war zwar immer ein Weinliebhaber, aber eher einer von der Verkostungs- und Geniesserseite her, wobei er in seiner früheren Heimat in Belgien Mitglied einer Weinbruderschaft war. Der Ehrgeiz zum Winzer wurde in Frans erst in den letzten Jahren geweckt , als er sich mit seiner Frau bereits gut im Vinschgau eingelebt hatte. So entstanden im Laufe der letzten Jahre charaktervolle Weine, bei denen nicht die Quantität, sondern die Qualität im Vordergrund steht. Die wichtigsten sind : "Lootscher"-die Liebesmischung aus Muskaris und Solaris; "Sari"- der Edle aus der Solaristraube und der "Schiaßstond"- der Delikate aus der Rebsorte Zweigelt . Bei der Sorte Muskaris handelt es sich um eine Kreuzung aus Muskateller und Solaris und bei der Sorte Sari um eine Kreuzung der Sorten Sauvignon Blanc und Riesling als Züchtungen von staatlichen Lehr-und Versuchsanstalten in Baden -Württemberg. In den letzten Jahren baute die Familie Van den Dries in ihrem Calven-Schlösschen einen Weinkeller, um die Trauben selbst einzukeltern und zu verarbeiten. Um die 2.500 Flaschen kann die Winzerfamilie mittlerweile von den Rebanlagen rund um das Calvenschlössl abfüllen. Im Jahre 2011 lieferte Frans van den Dries etliche Dutzend Flaschen Sari an das Kloster Marienberg und er kam dabei mit dem Abt Markus vom Kloster Marienberg, der selbst aus einer Weingegend in der Pfalz stammt, in ein reges Gespräch. Aus einer spontanen Intuition heraus hat daraufhin der Abt das Angebot unterbreitet, auch am Fuße des Klosters Reben anzupflanzen. Mit großartiger Unterstützung des Abtes, sozusagen als „Arbeiter im Weinberg“ , wurden im Frühjahr 2013 an den Südhängen des Klosters auf 1.340 Metern Meereshöhe von der Familie van den Dries über 6.000 Rebstöcke auf insgesamt 2,3 Hektar Grund angepflanzt. Dieser Weinberg gilt als der höchstgelegene Weinberg Kontinental-Europas, er ist höher als die 1.100 M hoch gelegenen Weinberge im Wallis in der Schweiz oder die 1.200 M hohen Weinberge im Aostatal und ist somit dem „Himmel ein Stückchen näher“. Vor wenigen Jahren ist nun auch die Tochter Hilde, die ursprünglich Anglistik und Germanistik studiert hatte, von Belgien nach Laatsch gezogen um ihren 77 Jahre alten Vater auch als Quereinsteigerin zu unterstützen und um seine Passion weiter zu führen. Tatsächlich hat auch sie inzwischen das Winzerleben und die Welt der Weine „voll erwischt“! So hat sie sich an der Laimburg auch zur Jungbäuerin ausbilden lassen. Mit ihrer Hilfe wurde das Weingut inzwischen auch zur Touristenattraktion im Ober-Vinschgau. Einsatz für einen nachhaltigen Weinbau im Einklang mit der Natur. Um die Rebstöcke vor Krankheiten zu schützen setzt die Winzerfamilie Van den Dries weder Kupfer noch Schwefel ein, sondern eine eigene Teemischung aus Brennnessel, Löwenzahn, Rosmarin und Thymian. Zweimal im Jahr bespritzen Frans und die Tochter Hilde mit dem Buckelspritzer die Rebstöcke mit dieser übel stinkenden Brühe. Auch die 2,5 mm große, rotäugige Kirschessigfliege wird, ganz im Sinne der Biobäuerinnen und des Großteils der Bürger der Gemeinde Mals, mit einem Gemisch aus Apfelessig, Rotwein, Wasser und seifigem Spülmittel zu bekämpfen versucht, indem alle fünf Meter Plastikflaschen, mit ca 2-3 mm großen Öffnungen als Köderfallen für die Fliegen kopfüber im Weinberg verteilt werden. Wir konnten leider nicht in Erfahrung bringen, wie erfolgreich diese Methode ist. Vielleicht sind der heftige und oftmals garstige Vinschgerwind effektiver beim Vertreiben der Drosophila suzukii oder/und die heißen Sommertage im heurigen Jahr? Auf dem teilweise lehmigen und sandigen Boden am Fuße des Klosters wurden, den Prinzipien des biodynamischen Anbaues gemäß, auch vier Kleearten und 20 Wildkräuterblumen und 11 Wildbeeren ausgesät und gepflanzt , die dem Weinberg einen einzigartigen Charakter verleihen. Der Weinberg am Kloster Marienberg ist nun im 3. Standjahr. Im heurigen Jahr erfolgte die erste Traubenernte auch am Fuße des Klosters, allerdings war die Ernte auch aufgrund der diebischen Vögel äußerst dürftig. Im nächsten Jahr, wenn alle Rebstöcke im Kloster mit ausgereiften Trauben bestockt sein werden und eine reichere Lese hoffentlich abzusehen sein wird, bekommen Hilde und Frans drei gutmütige Arbeitskräfte zur Seite. Cornelius, Gina und Leila sind die Esel der Winzerfamilie und werden 2016 die Traubenkörbe auf die befahrbare Straße herunter tragen und zugleich für den richtigen Dünger für die Weingärten sorgen. Am Calvenschlössl erfolgte die erste noch zaghafte Weinlese im Jahr 2008. 2014 war am 10. September die erste Lese und am 25. Oktober die letzte. Einige Solaris Trauben wurden Ende Oktober mit einem Zuckergehalt von 19,8 KMW gelesen. Die Trauben werden im hauseigenen Keller im Calvenschlössl sehr sanft gepresst und teilweise durch Spontangärung vergoren, bei der die wilden Hefen aus dem Vinschgau freien Lauf haben. Nach dem biologischen Säureabbau lagern die Weißweine in kleinen Stahltanks und die Rotweine in Barriques. Derzeit kann der Winzer und Önologe Frans van den Dries noch nicht vorhersagen, wie viele Flaschen 2015 abgefüllt werden. Die frommen Patres vom 950 Jahre alten Benediktiner Stift Marienberg nehmen das Wachsen und Reifen der Trauben täglich ins Gebet und bitten den Herrgott für einen reichen Ertrag und für vorzügliche Weine, ganz nach dem Auftrag ihres Ordensgründers des Heiligen Benedikt von Nursia, der bereits in seiner „Regula Benedicti“ um 540 n. Chr. im Kapitel über das Maß des Getränkes festgelegt hat, dass die Mönche täglich eine HEMINA trinken dürfen und bei besonderen festlichen Anlässen ein wenig mehr; dies liegt allerdings im Ermessen des Abtes. Auch im Sinne der Heiligen Hildegard von Bingen, Kirchenlehrerin, Ordensfrau und Natur-Heilkundige, die um 1.150 n. Chr. festgestellt hat: „Der Wein heilt und erfreut mit seiner gesunden Wärme und seiner großen Kraft. Der Wein ist das Blut der Erde!“ Hemina ist eine antike Maßeinheit von einem viertel Liter und kann auch heutzutage als ein sehr vernünftiges Maß für den täglichen gesunden Wein-Genuss bezeichnet werden. Wie gesagt, zu besonderen Anlässen darf es auch für uns alle ein wenig mehr sein. Wenn aber in den nächsten Jahren die Traubenlese weiterhin eher mager ausfallen wird, aus welchen Gründen auch immer, und die Patres beim Klosterwein darben müssen, dann mögen sie sich an die weisen Worte ihres Ordensgründers erinnern, der da sagt „…wenn kaum oder gar kein Wein aufzutreiben ist, dann sollen jene, die dort wohnen, trotzdem Gott lobpreisen und nicht murren „benedicant deum, qui ibi habitant et non murmurant“! Ob die ehrwürdigen Patres besonders auch deshalb um einen guten und harmonischen Wein beten, ausgeglichen zwischen Weichheit und Härte und sanft im Munde, da sie planen den Sari, der am Fuße ihres Klosters gedeiht und im nächsten Jahr erstmals eingekeltert werden wird, ab dem Jahr 2017 als den Messwein für das Kloster und die Pfarreien zu verwenden, entzieht sich unserer Kenntnis. Der Wein verändert bei der Eucharistie Feier sein Wesen - für die Gläubigen ist er nun das Blut Christi und deshalb achtete die katholische Kirche seit jeher darauf, dass bei der Heiligen Messe kein Fusel auf den Altar kommt! In diesem Sinne möchten wir schließen mit der Erkenntnis: „Vinum Venostanum Omni Tempore Sanum. Der Wein vom Calvenschlössl ist knackig frisch, er hält jung und gsund“! Albin Thöni, Sommelier, Genussbotschafter und Klosterschüler von Marienberg in den Jahren 1960 bis 1965 Danke Albin für deinen Bericht. In Zusammenarbeit mit der Südtiroler Sommeliervereinigung und der Weinakademie Kaltern

Tags: 2016

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